Finn Hoffmann ist verschwunden. Ein Junge, der bisher in den Augen der meisten nur ein stiller Nerd ohne nennenswerte Freunde war, wird plötzlich zum Zentrum eines schockierenden Verbrechens. Als ein verstörendes Video auftaucht, das ihn in großer Gefahr zeigt, beginnt für seine Familie, seine Mitschüler und die Polizei ein Wettlauf gegen die Zeit.

Kommissar Andreas Müller und sein Team stehen vor einem Rätsel. Das Video, das in den sozialen Medien rasend schnell viral geht, ist brutal und erschütternd. Doch es wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet. Wo ist Finn? Wer steckt hinter dieser grausamen Tat, und was ist das Motiv? Während die Ermittlungen voranschreiten, stoßen Andreas und seine Partnerin Sarah Lange auf immer mehr Ungereimtheiten. Je tiefer sie graben, desto verworrener wird das Netz aus Lügen, Halbwahrheiten und verdeckten Geheimnissen.

Marie Schäfer, eine Schülerin, die Finn seit einiger Zeit heimlich bewundert, wird plötzlich in das Zentrum der Ermittlungen gerückt. Hat sie mehr über Finn gewusst, als sie preisgibt? Und was verheimlicht Claudia Meier, Finns Lehrerin, die eine unerwartete Nähe zu ihm pflegt? Während die Polizei versucht, die Puzzleteile zusammenzusetzen, wird klar, dass niemand in Finns Umfeld wirklich unschuldig ist.

Doch das eigentliche Geheimnis liegt tiefer. In einer Welt, in der nichts so ist, wie es scheint, sind Wahrheit und Täuschung eng miteinander verwoben. Mit jedem Schritt, den die Ermittler in Richtung Aufklärung machen, geraten sie tiefer in eine Geschichte, die weit über das hinausgeht, was sie sich vorstellen konnten.

„Verzerrte Wahrheit“ ist mehr als nur ein Thriller – es ist eine psychologische Reise in die Abgründe der menschlichen Psyche. Ein Spiel mit der Realität, das den Leser bis zur letzten Seite in seinen Bann zieht. Wer ist Opfer, wer ist Täter? Und was passiert, wenn die Grenzen zwischen ihnen verschwimmen?

In einer Welt voller technischer Möglichkeiten und manipulativer Macht stellt dieser fesselnde Thriller die Frage: Wie weit würdest du gehen, um dein Leben in die eigenen Hände zu nehmen? Begleiten Sie Kommissar Müller und sein Team auf einer spannenden Suche nach der Wahrheit, die in einem explosiven Finale gipfelt – und entdecken Sie die dunklen Seiten der menschlichen Natur.

Leseprobe: Kapitel 01

Die Luft in diesem Raum ist so schwer, dass sie sich wie eine unsichtbare Last auf meine Brust legt, jede Bewegung, jeder Atemzug ist mühsam. Der modrige Geruch von feuchtem, verrottetem Holz und abgestandener Luft beißt in meiner Nase und zwingt mich, flach zu atmen. Es ist, als würde dieser Gestank wie giftiger Schleier meine Lungen füllen und mich von innen heraus zersetzen.

Meine Hände sind hinter meinem Rücken an den Stuhl gefesselt, die groben Seile schneiden in die Haut meiner Handgelenke und lassen meine Finger langsam taub werden. Jeder kleinste Versuch, mich zu bewegen, schickt Schmerzwellen durch meine Arme, die sich wie heiße Drähte durch meinen Körper ziehen. Die Panik droht mich zu überwältigen, doch ich kämpfe verzweifelt dagegen an.

Jetzt nicht. Nicht in diesem Moment.

Die Dunkelheit ist allumfassend, und meine Augen haben längst aufgegeben, nach irgendeinem Licht zu suchen. Sie finden nichts.

Kein Anhaltspunkt, keine Orientierung.

Es ist, als wäre ich in einem schwarzen Loch gefangen, ohne Anfang und ohne Ende. Die Stille, nur durchbrochen von meinem eigenen Herzschlag und dem leisen tropfen von Wasser irgendwo in der Ferne, verstärkt das Gefühl der Isolation. Es ist, als ob die Zeit selbst hier keinen Einfluss mehr hat, dehnt sich endlos aus, während ich warte – auf was genau, weiß ich nicht.

Meine Gedanken rasen, springen von einem Punkt zum nächsten, ohne sich festzuhalten. Ich spüre, wie meine Hände leicht zittern, nicht nur vor Angst, sondern auch vor dem Unwissen, was als Nächstes kommen wird. Bilder und Erinnerungen flackern vor meinem inneren Auge auf, doch sie sind verschwommen, ungreifbar wie Nebel, der in der Dunkelheit verloren geht.

In einem verzweifelten Versuch klammere ich mich an diese flüchtigen Erinnerungen, versuche, einen klaren Gedanken zu fassen, doch es ist, als würde mir alles durch die Finger gleiten. Die Zeit scheint stillzustehen, dehnt sich endlos in der Finsternis, während ich warte.

Dann, ganz plötzlich, durchbricht ein Geräusch die erdrückende Stille.

Schritte.

Sie hallen durch den Raum, schwer und gleichmäßig, wie das unaufhaltsame Ticken einer Uhr. Meine Muskeln spannen sich an, mein Atem wird flacher.

Die Tür öffnet sich mit einem langsamen, quälenden Quietschen, und ein greller Lichtstrahl dringt in den Raum, schneidet durch die Dunkelheit und trifft mein Gesicht.

Ich blinzele, die plötzliche Helligkeit schmerzt in meinen Augen, und ich drehe den Kopf zur Seite, weg von dem Licht. Aber bevor ich reagieren kann, packt eine Hand grob mein Haar und zwingt meinen Kopf nach oben.

»Sieh mich an!« Die Stimme ist tief, verzerrt und unmenschlich, als käme sie aus einer Maschine. Sie lässt keinen Raum für Widerstand. Meine Augen tränen, doch ich zwinge mich, in das Licht zu schauen.

Die Silhouette einer Gestalt tritt aus dem blendenden Schein hervor, groß und bedrohlich. Ich kann nicht viel erkennen, nur den Umriss, und das Glänzen von etwas Metallischem in ihrer Hand – eine Pistole.

Mein Atem stockt.

Es ist eine Makarov PM, ein syrisches Modell, alt, aber tödlich. Das Schwarz des Metalls ist stumpf, doch die Kanten sind scharf. Ein solches Stück sieht man nicht oft – sie hat eine Geschichte, das ist klar. Eine Geschichte, die mit Gewalt und Schmerz geschrieben wurde. Der Anblick der Waffe lässt mir das Blut in den Adern gefrieren, und ich spüre, wie die Panik, die ich so verzweifelt unterdrückt habe, erneut in mir aufsteigt.

»Sag es!« Die Stimme ist eisig, dringt direkt in meinen Kopf. Ich zögere, aber nur für einen kurzen Moment. Ich muss sprechen. Sie dürfen nicht denken, dass ich widerstehe.

»Bitte …«, meine Stimme ist ein Flüstern, kaum mehr als ein Hauch, die ganze Situation ist surreal. »Ich … ich brauche Hilfe. Sie verlangen Geld … viel Geld. Wenn es nicht bezahlt wird … dann …«

Ich stocke.

Tränen laufen über meine Wangen.

Die Kamera, die auf mich gerichtet ist, bleibt regungslos, als wäre sie das Auge eines Raubtiers, das seine Beute beobachtet.

Mein Herz schlägt wie ein Vorschlaghammer in meiner Brust, doch ich kämpfe darum, ruhig zu bleiben. »Ich flehe euch an, helft mir! Ich will hier nicht sterben!«

Ein Klicken.

Ich kenne dieses Geräusch – die Pistole wird entsichert. Kaltes Metall drückt sich plötzlich unter mein Kinn, zwingt mich, den Kopf weiter nach oben zu neigen, zwingt mich in das emotionslose Kameraauge zu blicken.

Ich spüre die Kälte der Waffe, die wie Eis meine Haut berührt. Die Kälte sticht wie eine Rasierklinge. Sie breitet sich wie ein Strom aus und durchzieht meinen ganzen Körper.

»Sag es!«, befiehlt die Stimme, ruhig und kontrolliert.

»Bitte … ich … ich werde alles tun, was ihr wollt.« Ich blicke direkt in die Kamera und suche Hilfe in den Augen des Betrachters des Videos. »Bitte, helft mir … ich kann das nicht … ich kann das nicht länger ertragen.«

Meine Worte sind zittrig, und ich spüre, wie meine Kehle trocken wird, wie die Panik versucht, die Kontrolle zu übernehmen. Tränen laufen nun in Strömen über meine Wangen, echte Tränen, geboren aus der Angst und der Verzweiflung dieses Moments.

Es ist, als würde ich mich selbst von außen betrachten, gefangen in einem Albtraum, aus dem es kein Erwachen gibt.

Die Gestalt beugt sich vor, und ich spüre ihren heißen, feuchten Atem auf meiner Wange, ein widerlicher Hauch, der nach abgestandener Zigarette und billigem Alkohol riecht. Ein Zittern durchläuft meinen Körper, doch ich bin machtlos.

»Gut …«, sagt die Stimme, jetzt leiser, doch umso bedrohlicher. Der Hauch von Zufriedenheit in ihren Worten lässt einen kalten Schauer über meinen Rücken laufen.

»Aber, dass erst Anfang …«, fügt sie hinzu, mit einer fast genüsslichen Langsamkeit. »… Es gibt viel mehr, was du durchmachen.«

Die Worte hallen in meinem Kopf wider, bohren sich wie Nadeln in mein Bewusstsein, und ich weiß, dass jede Sekunde hier ein weiterer Schritt in Richtung meines unausweichlichen Untergangs ist.

Ein Schauer läuft über meinen Rücken, und ich kann das Zittern in meinen Beinen nicht unterdrücken.

Was meinen sie damit?

Wie weit werden sie gehen?

Der Gedanke, dass dies alles nur ein Vorgeschmack ist, lässt meine Nerven vibrieren. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich das noch ertragen kann.

Die Pistole wird langsam von meinem Kinn entfernt, doch die Erleichterung, die ich spüre, ist nur von kurzer Dauer. Die Kamera bleibt auf mich gerichtet, und ich weiß, dass jede Sekunde dieses Albtraums festgehalten wird.

Die Stimme spricht wieder, diesmal fast beiläufig: »Noch letzte Worte für jetzt?«

Mein Mund öffnet sich, aber kein Ton kommt heraus. Meine Gedanken rasen, doch ich finde keine Antwort.

Ich schüttle kaum merklich meinen Kopf.

Plötzlich, ohne Vorwarnung, trifft mich ein harter Schlag an der Schläfe. Die Wucht des Schlags trifft mich mit der Kraft eines Vorschlaghammers.

Schmerz durchzuckt meinen Schädel.

Ein greller Blitz, der meine Welt in zwei Hälften spaltet.

Für einen schrecklichen Moment bin ich mir nicht sicher, ob mein Schädel nicht einfach zerborsten ist, so intensiv ist der Aufprall.

Das warme Blut, das über meine Wange läuft, hinterlässt eine feuchte, klebrige Spur. Die Dunkelheit kehrt zurück, diesmal noch tiefer und alles verschlingend. Mein Bewusstsein schwindet, und das Letzte, was ich fühle, ist die Kälte des Bodens, der mich in die Tiefe zieht.